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Lehrtafel
"Die Streuobstwiese"


Wo dafür Raum
Pflanz´ einen Baum
Jährlicher Frucht
Von edler Zucht.
Und pfleget sein!
Er bringt dir´s ein,
Wenn nicht alsbald,
Doch tausendfalt.
"Vincenz von Zuccalmaglio"
(1806-1876)

 

Streuobst

Vermissen Sie nicht den Duft des Frühlings?

Eduard Mörikes (1804-1875) Gedicht über den Frühling kennen wir (fast) alle:" Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte. Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land." Die Kinder (und auch viele Erwachsene) heute können meist nur noch erahnen, was der Dichter uns mit poetischer Sprache sagen will. Es ist leider kein Scherz. In früheren Jahrzehnten war der Frühling tatsächlich spürbar duftiger. Aber wo sind die süßen Düfte nur geblieben? Eine blühende Kirschenallee kann man mit geschlossenen Augen wahrnehmen. Die Ursache liegt in den Aromen aus unzähligen Blüten. Eine Apfelblüte produziert am Tag 2 mg Nektar. Eine Kirschenblüte dagegen bis zu 30 mg. Also 15x so viel. In früheren Zeiten waren die Gärten und Fluren voll mit Kirschbäumen. Manche Landschaften waren im Frühling schneeweiß. Heute ist nur noch etwa 5 % der einstigen Kirschenherrlichkeit vorhanden. Mit den Kirschen entschwanden auch die "Frühlingsdüfte". Einst trieb es die Menschen - Jung und Alt -in Scharen zum Sonntagsspaziergang in Richtung der Blütenmeere. Die Aromen der Blüten locken nicht nur die Bienen an; sie verleihen auch Glücksgefühle. Sie setzen Hormone frei und aktivieren das Limbische System im Gehirn, das unsere Emotionen steuert. Ein Aufenthalt unter dem blühenden Kirschbaum bedeutet also Wellness pur! Im Frühling gilt deshalb: Nicht nur mit offenen Augen sondern auch mit offener Nase durch die Natur wandern. Eine besondere Attraktion stellt die Blüte der japanischen Zierkirschen im Schwetzinger Schlossgarten dar, auf die zahlreiche Besucher als erstes Frühlingsereignis warten.

Ein kühler Frühling ist für die Blüte nicht schädlich. Frost dagegen schon, besonders für Pfirsich, Aprikose und andere" Südländer". Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge, März- und Schwebfliegen sind auch bei Temperaturen unter 10 Grad Celsius unterwegs und sorgen für wertvolle Bestäuberleistungen. Bei heißer Wetterlage ist die weibliche Blüte (Narbe) nur wenige Tage für die Pollenbestäubung offen. Ein sonnenreicher warmer Frühling bringt also nicht unbedingt eine reiche Fruchternte. Moderat kühle Wetterlagen lassen den Frühling länger erblühen!

Sphaeroblasten

In alten Streuobstwiesen kann man oftmals phantastische Baumgestalten mit skurrilen Deformationen entdecken. Wie aus der Welt der Sagen und Mythen erscheinen uns z.B. alte Baumstämme voller Sphaeroblasten. Hier handelt es sich um kugelige Ausstülpungen mit eigenem Holzkörper, Kambium und Rinde. Diese Rindenknollen können auch austreiben, verholzen jedoch zumeist und bilden eigene Jahresringe. Ihre Entstehung ist noch nicht restlos aufgeklärt. Sie entwickeln sich wahrscheinlich aus Knospenanlagen. Die daraus wachsenden Triebe tragen Merkmale eines Jungbaums. Durch die Bildung von Sphaeroblasten findet also eine Rückkehr von der Alters- zur Jugendphase eines Baumes statt. Der Baumstamm auf dem Foto findet in der Nähe des WIGwam im Gewann "Krötenbach", Gemarkung Mingolsheim.



Baumstamm mit Sphaeroblasten

Bericht Schnittkurs Öschberg-Methode April 2016

Schnittkurse finden meist in der kalten Jahreszeit statt. Bei tiefen Temperaturen und schneidigem Wind ist das oft kein Vergnügen, besonders wenn der Kurs über mehrere Stunden dauert. Am Samstag, den 9.4. konnten die ca. 20 Teilnehmer am "Öschberg-Schnittkurs" ihre dicken Jacken zuhause lassen. Das Wetter war uns gnädig und schickte zudem keine Regenwolken vorbei. Dafür war Kursleiter Helmut Ritter schon weit vor 9 Uhr im Obst-Gen-Garten, um sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen. Vorstand Erwin Holzer begrüßte die Gäste uf gewohnt herzhafte Weise und erläuterte in kurzen Zügen Geschichte, Sinn und Zweck des Obst-Gen-Gartens. Ab 9 Uhr referierte dann Herr Ritter anhand von großformatigen Zeichnungen sehr detailliert die Grundzüge des "Öschberg-Schnittes". Nach einer Fragerunde gab es anschließende erst mal eine Pause mit Saft, Tee, Kaffee und Gebäck. Der praktische Teil des Kursus dauerte bis 13 Uhr.
Das Interesse am Öschbergschnitt ist eng mit der Person Helmut Palmer (1930-2004) verbunden. Er erlernte diese Schnittmethode in der Schweiz und propagierte diese zuerst in Württemberg und in den 90er Jahren auch im badischen Landesteil. Im Jahre 1996 gab Helmut Palmer einen Schnittkurs im Obst-Gen-Garten. 20 Jahre später war nun dessen langjähriger Weggefährte, Herr Ritter, vor Ort. Im nächsten Jahr ist bereits ein weiterer Kurs im Obst-Gen-Garten mit Herrn Ritter eingeplant. Im Rahmen von 35 Jahren AHNU Bad Schönborn (1981-2016) bieten wir in diesem Jahr einige spezielle Veranstaltungen an. Titel, Zeit und Ort weiterer Events teilen wir mit.







Obstbaum-Meeting im "Doppelrot" - Bericht

Am Samstag, den 20. Februar 2016 fanden sich - trotz widriger äußerer Umstände - erstaunlich viele Interessenten ein. Es wurden Bäume an Paten aufgeteilt und kräftig geschnitten. Das Schnittwerkzeug, bestehend aus Teleskopstangen, Sägen und Bypass-Scheren stellte der Verein zur Verfügung. Nun hoffen wir auf gutes Wetter bei der Blüte, wenig Schädlingsdruck und verteilten Regen über das Jahr hinweg. Für den Herbst wünschen sich alle Beteiligten eine reichliche Ernte von Saft- und Tafelobst. Einen besonderen Dank an Birgit Rösner, die uns zum wiederholten Mal herrlichen Kaffee zum Einsatzort brachte!



Nach dem Schnitt im Doppelrot

Januar-Meeting im Streuobst "Doppelrot"

Eine erste Obstbaum-Schnittaktion in diesem Jahr fand am Samstag, den 16. Januar 2016, von 10-12 Uhr im Gewann "Doppelrot" auf Gemarkung Langenbrücken statt. Tags zuvor zogen noch die ersten heftigen Schneeschauer durch das Land. Am Samstag zeigte sich das Wetter aber sehr freundlich. So war es wenig überraschend, dass sich ca. 30 Personen vor Ort einfanden. Erwin Holzer begrüßte die Damen und Herren sehr herzlich, erläuterte kurz die Vereinsziele wie auch die Geschichte des Doppelrots und dessen Baumbestands. Anwesend waren AHNU-Mitglieder, interessierte "Obstpaten", wie auch der momentane Lehrgang des Fachwartkurses unter der Leitung von Günter Kolb. Letztere Gruppe erschien in stattlicher Anzahl, so dass die Planung etwas verändert werden musste. Eigentlich wollten wir nur relativ kurz auf die Grundzüge des Obstbaumschnitts eingehen und uns dann gemeinsam dem Schnitt, wie auch der Vergabe von Patenschaftsbäumen widmen. Die Fachwartanwärter waren natürlich eher an einer intensiven Übung am Objekt interessiert. Deshalb wurde an einem ca. 5 jährigen sowie ca. 25 jährigen Hochstamm der fachgerechte Schnitt vorgeführt. Da beide Bäume weitab der Ideallinien in den Himmel wuchsen, wurde viel diskutiert und fachgesimpelt. Zwei Stunden sind dann schnell vorbei. Norbert zeigte den Baumpaten anhand des Katasters die vorhandenen Most- und Tafelfruchtbäume. Es bestand die Möglichkeit, sich sofort für einige Bäume zu entscheiden. Ein zweites Meeting für die Obstpaten wie auch den fachgerechte Schnitt wird für Ende Februar vorbereitet. Schwerpunkt wird dann nicht in der Vorführung sondern in der Praxis des Baumschnitts liegen. Jeder bekommt dann Säge und Teleskopschere in die Hand. Baumschnitt in der Landschaft bietet auch so manches zusätzliches Naturerlebnis. So hat uns während der Schnittarbeiten ein Schwarzspecht im nahen Wald mit seinen Lauten und rhythmischen Trommelschlägen an Bäumen begleitet. Spechte schlagen in regelmäßigen Abständen kleine Löcher in die Baumoberfläche. Dabei nutzen sie kleine Mengen an Baumsäften zur Nahrungsergänzung. Zum Ende der Veranstaltung zeigte sich unsere größte Spechtart auch in voller Größe und flog schwungvoll vor aller Augen den Waldrand entlang. "Sieht man auch nicht aller Tage".



Angehende Fachwarte im Doppelrot mit Kursleiter Günter Kolb (vierter v. l)



Erwin Holzer erklärt des fachgerechten Schnitt am Apfel-Hochstamm



Norbert Vetter erläutert die Reihenfolge sinnvoller Schnittmaßnahmen

Der Sonnenwirtsapfel ist Streuobstsorte des Jahres 2017

Die Arbeitsgruppe im LOGL hat für 2017 den Sonnenwirtsapfel als Streuobstsorte des Jahres ausgewählt. Die Apfelsorte stammt aus Backnang (Rems-Murr-Kreis) und wurde im Jahre 1937 vom Backnanger Sonnenwirt als Sämling entdeckt und wegen der positiven Eigenschaften weitervermehrt. Durch seine landschaftsprägende Krone und die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten ist dieser Apfel sehr gut für die Obstwiese geeignet. Der Baum ist bis stark wachsend, mit schwach verzweigtem Fruchtholz und etwas hängendem Wuchs. Die Bäume erreichen bei ausreichender Pflege ein hohes Alter und können dann recht groß werden. Die Krone hat eine gleichmäßig kugelige Form, die Blüte ist mittelfrüh. Die Pflückreife ist von Ende September bis Anfang Oktober, im Naturlager bis Ende Februar haltbar. Die Frucht ist mittelgroß bis groß und kugelförmig abgeflacht. Die Schale ist grünlich-gelb, sonnenseits braunrot marmoriert, geflammt, mit hellen Lentizellen und erinnert etwas an die Apfelsorte "Geflammter Kardinal". Die Stielgrube ist stark berostet und die Kelchhöhle breit und tief. Das Fruchtfleisch ist fest, saftig und etwas säuerlich mit leichtem Aroma. Wirtschaftsapfel, auch als Tafelapfel, früher häufig als Stammbildner. Im Obst-Gen-Garten Bad Schönborn hat der Sonnenwirtsapfel das Schild Nr. 17. Er zählt somit zu den allerersten Bäumen, die auf dem Areal angepflanzt wurden. Einige Äpfel der Sorte liegen noch rund um die Baumkrone und fanden für das Foto Verwendung.



Sonnenwirtsapfel

Streuobstjahr 2016

Von Januar bis März erfolgten Schnittmaßnahmen in den Streuobstgebieten des AHNU. Erstmals wurde auch ein Kurs für den Öschbergschnitt angeboten. Gegen den massiven Frostspannerbefall wurde mit der Motorspritze Bacterium Thuriengensis ausgebracht - mit Erfolg Erstmals wurde an die Teilnehmerschaft die Streuobstschnittprämie ausbezahlt.. Ende September und Mitte Oktober fanden zwei Erntetermine statt. Gesammelt wurde für die Lagerung wie auch die Apfelpresse (5-Liter Boxen). Besonders für die Kinder ist es ein einprägsames Erlebnis, wenn es "Äpfel regnet". Dabei werden Planen unter dem Baum ausgelegt und mit dem Teleskophaken die Äste kräftig gerüttelt. Dabei prasseln die Früchte wie bei einem Platzregen auf die Plane und können mühelos gesammelt werden. So sind Börtlinger Weinapfel, Winterprinzenapfel, Kaiser Wilhelm und Danziger Kantapfel sehr gute Ausgangsware für den Saft. Sehr gute Tafeläpfel sind z.B. Goldparmäne, Blenheim, Zuccalmaglio, Zabergäu Renette, Horrenberger Renette, Gewürzluike, Kanada-Renette, Ontario. Sorten für ein Destillat wurden zu einem noch späteren Zeitpunkt geerntet: Champagner Renette, Bittenfelder, Wintertaffet. Im Obst-Gen-Garten waren wieder einige Bäume zur Ernte für Schule und Kindergarten reserviert. Am Freitag, den 30.9. wurden die Früchte zu leckerem Apfelsaft verarbeitet. Bereits im Jahre 2011 und 2013-15 hatte der AHNU für alle interessierten Streuobstbesitzer diese Aktion im Angebot. Insgesamt wurden 5.000 Liter abgefüllt, davon 500 Liter für Apfelmost.
Am Sonntag, den 9. Oktober wurde bei der evangelischen Kirche in Mingolsheim der Apfeltag der Aktion "Zeichen Setzen" gefeiert. Der AHNU Bad Schönborn hatte an seinem Stand die regionalen Säfte der Streuobstinitiative sowie einige Apfelsorten aus dem Obst-Gen-Garten zur Probeverkostung angeboten. Der Obst-Gen-Garten war im Herbst auf folgenden Sortenausstellungen vertreten: Deutsches Landwirtschaftsmuseum Uni Hohenheim, Melamundo - Fest der Baumschule Müller, Streuobstfestival Neckargemünd, Obstwiesentage Schatthausen. Am Samstag, den 19.11. wurden im Doppelrot und im Obst-Gen-Garten ein Dutzend Streuobstbäume gepflanzt, z.B. die Streuobstsorten des Jahres 2012 "Rosenapfel vom Schönbuch" und 2014 "Französische Goldrenette, "Gochsheimer Stammapfel", "Kirschenbirne" (Handschuhsheimer Frühe), "Ebersweier Frühzwetsche", "Rivers Frühe (Süßkirsche) und ein "Edelborsdorfer". Jeweils im Sommer und im Herbst wurden die Streuobstflächen gemäht und abgeräumt.



Saftpresse Gerhard bei der Arbeit



Apfelsaftkartons

Jahresbericht der Streuobstinitiative im Landkreis Karlsruhe

Mit großer Freude konnten wir am 28.03.2015 in Stuttgart die Urkunde für den Landesnaturschutzpreis, im Beisein von Herrn Landrat Dr. Schnaudigel, aus der Hand von Minister Bonde entgegen nehmen. Dies ist eine sehr schöne Anerkennung für Alle, die sich in und mit der Streuobstinitiative für unsere Obstwiesen einsetzen. Das Land Baden-Württemberg hat mit der Streuobstkonzeption erstmals...

Streuobstsorte des Jahres 2016

Die Arbeitsgruppe Streuobst im LOGL (Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.V.) hat für 2016 die Ulmer Butterbirne als Streuobstsorte des Jahres ausgewählt. Die Sorte stammt aus der Ulmer Gegend in der Nähe von Albeck im Alb-Donau-Kreis (Albecker Butterbirne) und ist dort in höheren Lagen vorhanden. Der Baum ist anfangs schwächer wachsend, großkronig, hochgebaut, später breit überhängend. Die Birnen sind klein bis mittelgroß, rundlich bis eiförmig, grünlich-gelb bis intensiv rot. Der Stiel ist lang, dünn, aufgesetzt, das Fruchtfleisch weißlich, saftig, schmelzend, süß und leicht würzig. Erntezeit ist Ende September bis Mitte Oktober. Die Sorte ist sehr fruchtbar, gute Erträge, kaum alternierend. Eine Tafelbirne mit schöner Farbe, für den Erwerbsobstbau aber ohne Bedeutung, da druckempfindlich und nur kurz lagerfähig. Für den Streuobstbau auch im raueren Klima geeignet, geringe Ansprüche, frosthart. Obstwiesen sind Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten und weisen eine große Sorten- und Artenvielfalt auf. Der hohe ökologische Wert basiert auf robusten und wenig pflegebedürftigen Sorten, die auch als Genreservoir zu sehen sind. Um die Bekanntheit dieser Sorten zu steigern und auf ihren unschätzbaren Wert aufmerksam zu machen kürt der LOGL bereits seit 1998 die "Streuobstsorte des Jahres" und trägt so zum Erhalt der Artenvielfalt in Streuobstwiesen bei.

Infoblatt zur Ulmer Butterbirne

Streuobst als UNESCO-Weltkulturerbe

Wird zumindest ein Teil der Bad Schönborner Landschaft bald den Titel "Weltkulturerbe" tragen? Das ist kein Scherz! Ausgehend aus einer Initiative in Baden-Württemberg wird die Idee betrieben, die Streuobstlandschaft als UNESCO-Welterbe zu nominieren. Die traditionellen Streuobstwiesen Baden-Württembergs - mit den hochgewachsenen Apfel-, Birnen-, Zwetschen-, Kirsch- und Nußbäumen - sind ein außergewöhnlich charmantes Beispiel agroforstlicher Kulturlandschaften Europas und von universellem Wert. Durch ihre sanfte Schönheit, ihre eigene weithin lebendige kulturelle Bedeutung und ihren umfangreichen Bestand an pflanzlichen und tierischen Arten verdient diese Landschaft es als Stätte gemeinsamen, grenzüberschreitenden kulturlandschaftlichen Welterbes im Sinne der UNESCO-Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbens der Welt gewürdigt zu werden. Die UNESCO verleiht den Titel Welterbe an Stätten, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität weltbedeutend sind und von den Staaten, in denen sie liegen, für den Titel vorgeschlagen werden. Die größten und schönsten Streuobstbestände in Europa (und wahrscheinlich auch der ganzen Welt) stehen in Baden-Württemberg. Der Titel "Weltkulturerbe" beruht auf der von 190 Staaten und Gebieten ratifizierten Welterbekonvention von 1972. Momentan werden landesweit Schritte zur Umsetzung der Antragstellung für die Titelverleihung in die Wege geleitet. Als Beteiligter wird der AHNU Bad Schönborn gerne über die weitere Projektentwicklung berichten.

Streuobstjahr 2015 des AHNU im Überblick

Im Winterquartal wurden viele Bäume geschnitten. Die 1-5 jährigen erhalten einen jährlichen Aufbauschnitt. Die älteren Bäume werden alle paar Jahre nach und nach in Pflege gehalten. Der massive Befall mit Frostspannern wurde mit Baccillus thuringiensis bekämpft. Ansonsten werden bei uns keine weiteren Pflanzenschutzmittel in Anwendung gebracht. Im Herbst konnten wir eine durchschnittliche Ernte beobachten. Birnen und Zwetschen waren aber fast ein Totalausfall in diesem Jahr. Die Trockenheit führte zudem beim Kernobst zu einem vorzeitigen Fruchtabfall. Kräftiger Regen Mitte September kam dem Wachstum der Herbst- und Wintersorten allerdings sehr entgegen. Manche Bäume hingen dann tatsächlich übervoll mit Äpfeln, sehr zur Freude der zahlreichen Schulklassen, Kindergärten und weiterer Besuchergruppen im Obst-Gen-Garten. Die Apfelausstellungen in Rastatt, Karlsruhe, Mauer und Neckargemünd wurden mit ca. 100 verschiedenen Sorten aus unserem Sortenerhaltungsprojekt bestückt. In Neckargemünd war unser Vorstand Erwin Holzer zusätzlich als Sortenbestimmer aktiv. Erstaunlich, dass sich viele junge Leute wieder für die alten Streuobstwiesen interessieren. Sie übernehmen die Bestände von Opa und Oma und wollen nun aber auch wissen, welche alte Sorte sich auf dem Baum befindet. In Neckargemünd waren dies nicht nur Traditionssorten wie Brettacher, Winterrambur, Bohnapfel, Berlepsch, Goldparmäne und Glockenapfel sondern auch Raritäten wie z.B.: Gehrers Rambur, Kumpfenapfel, Neckartaler, Wiesenbacher und Roggeneierbirne.



"StreuObstFestival" Neckargemünd



Roggeneierbirne

Ziparte (Prunus domestica L, subsp. insititia C.K. Schneider var. viridiflava)

Unter dem beeindruckend langen botanischen Namen verbirgt sich eine kleine Herbstpflaume, nicht größer als eine Haselnuss, die hier im Kraichgau in diesem Jahr erst spät Mitte November ihre Genussreife erlangt, wobei die Früchte selbst nach den ersten Nachtfrösten - wenn alle Blätter längst abgefallen sind - noch am Baum verbleiben. Die Fruchtlängen betragen zwischen 15-25 mm. Die Ziparte ist klimahart und steigt bis in Höhen von 1200 Meter. Vorkommen gibt es noch im Schwarzwald, der Schwäbischen Alb, am Bodensee, der Schweiz und in Oberösterreich. Die Früchte am Bodensee sind zumeist bläulich und reifen im Herbst. Die anderen Rassen reifen oft erst spät im Oktober oder November und sind von gelber, rosa bis rosalila Farbe. Die ältesten Steinfunde in Konstanz datieren aus dem 13. Jh. und in den Kräuterbüchern des 16. Jh. finden sich die ersten Beschreibungen. Die Hauptnutzung der Frucht ist das Herstellen eines raren und teuren Destillats, dem "Zibartle". Pflaumen, die erst weit im Herbst reifen und nach dem Laubfall geerntet werden, sind etwas Besonderes. Anders wie die Schlehen schmecken sie nicht herb und zusammenziehend sondern süß-säuerlich aromatisch mit dem typischen Zipartengeschmack.



Früchte der Ziparte

Streuobstförderung für Bad Schönborn durch das Land genehmigt

Unser Sammelantrag vom Mai 2015 für die neue Förderung von Streuobstbäumen durch die rot-grüne Landesregierung wurde genehmigt. Zusammen mit den gemeindeeigenen Obstbäumen werden Schnittmaßnahmen an über 1.130 Streuobstbäumen gefördert. In Baden-Württemberg sind 1.089 Anträge mit über 405.000 Bäumen gemeldet. Im Regierungsbezirk Karlsruhe 195 Anträge mit 67.585 Bäumen. Davon allein 917 Bäume des AHNU, des Vereins der Vogel- und Naturfreunde Mingolsheim, wie auch die Bäume auf den Privatgrundstücken der eigenen Mitglieder. Es gibt jeweils 30 Euro pro Baum innerhalb von 5 Jahren. Innerhalb dieser 5 Jahre müssen zwei fachgerechte Pflegeschnitte an den Bäumen durchgeführt werden. Es sollte also pro Grundstück ein fünfjähriger Pflegeplan erstellt werden. Das bedeutet, dass rechnerisch in den 5 Förderjahren 1.834 Pflegeschnitte (917 x 2) förderfähig sind. Vom Förderjahr 1 bis Jahr 5 können für jeweils 366 Streuobstbäume Fördergelder beantragt werden. Hat jemand z.B. 20 Bäume auf seinem Grundstück, so sind 40 Schnittmaßnahmen insgesamt in den 5 Jahren fällig. Von Jahr 1-5 ist Jahr für Jahr 20 % von diesen Schnittmaßnahmen zu erfüllen, also mindestens in einem Jahr 8 Bäume zu schneiden. Und pro Jahr gibt es auch nur für diese 8 gemeldeten Bäume Fördergeld. Alles klar? Wer will, kann selbstverständlich trotzdem jedes Jahr seine Bäume schneiden. Die beteiligten Vereine und Personen erhalten vom AHNU von nun an regelmäßige Infos zum Stand dieses Projekts. Der erste Auszahlungsantrag muss bis Mai 2016 abgeschlossen sein. Wir hoffen, dass das Förderprogramm in fünf Jahren weiter geführt wird und sich weitere Obstwiesenbesitzer in Bad Schönborn beteiligen. Unsere Zielvorstellungen zur Förderung des heimischen Streuobstbestandes in den nächsten Jahren: Kartierung und Kategorisierung der Bestände, Förderung der Pflege und Neupflanzungen, Förderung der Obstverwertung, Förderung von Pflanzungen für landschaftsprägende Birnbäume, Aus- und Fortbildungsmaßnahmen für alle Altersgruppen, Initiative "UNESCO-Welterbe".


Streuobstpatenschaften der Landkreise in Baden-Württemberg

Aus dem Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee in Bavendorf stammt die Idee zu einer Initiative "Obst-Patenschaft der Landkreise in BW". Jeder Landkreis konnte Sorten benennen, die eine besondere Verbindung mit Leuten und Land der jeweiligen Region aufzuweisen haben. Für den Lks. Karlsruhe wurde auch der AHNU angefragt. Auf unseren Rat hin wurde der Winterprinzenapfel als Pate aufgenommen. Die Wahl der beiden weiteren Sorten "Bayerische Weinbirne" und "Rheinischer Krummstiel" halten wir allerdings für fehl am Platz. Hier hätten wir uns gerne andere "kreistypische" oder in der Region entstandene Sorten gewünscht. Bei der Auswahl der Sorten für den Rhein-Neckar-Kreis waren wir ebenfalls - im Hintergrund - als Berater beteiligt. Ein kleiner Kreis ausgewählter Fachleute hat sich mehrheitlich für die Sorten "Schöner aus Wiesloch", "Nußlocher Kotäckerle" sowie "Schöner aus Berwangen" ausgesprochen. Wobei sich die Gemeinde Berwangen aber außerhalb des Rhein-Neckar-Kreises befindet (= Lks. Heilbronn)! Wir hätten als Patensorte lieber eine regionale Kirschensorte oder die "Rommelter-Birne" gesehen, denn diese stammt aus dem nördlichen Kraichgau/Elsenztal.
http://www.kob-bavendorf.de/arbeitsbereiche/streuobst/Streuobst-Patenschaften/Landkreissorten



Winterprinzenapfel

Streuobstsorte des Jahres 2015

Zur Streuobstsorte des Jahres in Baden-Württemberg wurde die Kirschensorte "Benjaminler", die ursprünglich aus Mösbach (Ortenaukreis) stammt, gewählt. Die "Benjaminler" ist eine wertvolle, durch die späte Blüte sehr ertragssichere Verwertungs- und Brennkirsche. Ihr Wuchs: mittelstark bis stark, aufrecht mit großer Krone frostwiderstandsfähig in der Blüte. Die beinahe schwarzen Früchte der Brennkirsche "Benjaminler" schmecken süß und sehr aromatisch (ca. 100 Öchsle), auch fest und saftig. Erntereif ist die "Benjaminler" in der 5. und 6. Kirschwoche. Vollreif ist die "Benjaminler" gut schüttelbar, dabei platzfest und ist auch für Höhenlagen geeignet. Hauptverwertung in der Schnapsherstellung (Kirschwasser). Als Befruchter für die "Benjaminler" empfiehlt sich "Dolls Langstiel", "Schwarze Schüttler", "Wölflisteiner" und "Dolleseppler". 1726 gestattete der Fürstbischof Rohan von Straßburg sämtlichen Bewohnern des Amtes Oberkirch das Brennen von Kirschen "eigenen Gewächses". Mit diesem Erlass schuf der Landesherr das Aufblühen der Kleinbrennereien, die zur Grundlage von kleinbäuerlichen Betrieben wurden. Im Jahre 1808 stand in 24 von 117 Gebäuden bereits ein Brennkessel. Aufgrund der Bedeutung der Kirschen, die zu Kirschwasser gebrannt wurden, züchtete man in Mösbach immer bessere, ertragreichere und widerstandsfähigere Sorten. So entstanden in Mösbach die Sorten "Benjaminler, Dolleseppler, Donather, Pflugwirter, Köninger usw. Die Kirschsorten erhielten dabei jeweils die Namen der "Erfinder". Besonders bemerkenswert ist dabei die Sorte "Dolleseppler", die im Jahre 2000 bereits zur Streuobstsorte des Jahres gekürt und im Obst-Gen-Garten, direkt am Sandweg, ihren Platz gefunden hat. Die Pflanzung der "Benjaminler-Kirsche" wird im Herbst 2015 erfolgen.

Bilder und weitere Infomationen zur Kirsche finden Sie hier.

Weltrekord im Baumscheiben-Hacken

Am Samstag, den 8.11.2014 gab es einen neuen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde. 236 Frauen und Männer bearbeiteten gemeinsam eine über 2 ha große Streuobstwiese mit 220 Obstbäumen und legten neue Baumscheiben um die jungen Stämmchen an. Organisiert wurde dieses Spektakel von Günter Kolb, dem Vorsitzender der Baumwartvereinigung. Die Aktion wurde vom NABU Bretten und den Obst- und Gartenbauvereinen der Umgebung unterstützt. Auch der Ex-Oberbürgermeister von Bretten, Paul Metzger, schwang die Bodenhacke und besiegelte anschließend mit seiner Unterschrift die Urkunde für den neuen Weltrekord. Mitten unter den Teilnehmern in Gölshausen auch das AHNU-Mitglied und Baumwart Benjamin Gnan aus Langenbrücken. Auf der großen Streuobstwiese ung. Auch in diesem Winter werden in Bad Schönborn wieder Edelreiser seltener Lokal- und Regionalsorten für die Anlage in Gölshausen geschnitten. Im April 2015 wird deshalb auch ein spezieller Veredelungskurs angeboten werden.



Günter Kolb und Benjamin Gnan



Weltrekordler im Baumscheibenhacken

Der Pfirsich

Pfirsiche blühen sehr früh im Jahr (März/April) und sind deshalb empfindlich gegen Frost. Deshalb schneidet man sicherheitshalber erst nach der Blüte. Dann kann man gut erkennen, ob die Knospen ohne Schäden durch den Winter gekommen und den Schnitt darauf ausrichten.
Die meisten Obstarten lassen sich hervorragend mit einer Pyramidenkrone erziehen. Anders verhält es sich jedoch beim Pfirsich: als wärme- und lichtliebende Kultur sollen die Früchte möglichst so wachsen, dass sie jederzeit von der Sonne beschienen werden. Deshalb hat sich bei dieser Kultur ein ganz spezielle Kronenform herausgebildet, die sich über viele Jahre bewährt hat, die sogenannte Hohlkrone. Hierbei wird der Mitteltrieb schon frühzeitig entfernt (2. Standjahr), die Fruchtäste werden tellerartig nach außen gezogen. Somit bekommen Triebe, Knospen und Früchte den höchsten Lichtgenuß.
Pfirsiche haben eine besondere Knospenkonstellation. Hier unterscheidet man neben den klassischen "Holztrieben", die nur mit Blattknospen besetzt sind, die "falschen Fruchttriebe" mit je einer Blütenknospe an der Blattansatzstelle und die wertvollen "wahren Fruchttriebe" mit zwei rechts und links der Blattknospe stehenden Blütenknospen. Letztere sollten natürlich im Baum verbleiben und das erfordert eine etwas genauere Betrachtungsweise der Triebe und Bäume. Oberhalb des Leit- bzw. Fruchtastes immer die stärksten Triebe entfernen, auf der Unterseite möglichst die schwächeren Triebe entfernen. Das ergibt einen harmonischen Baumaufbau und gleichmäßige Qualitäten.
Pfirsich umveredeln: Die beste Art der Umveredelung ist das Okulieren, Umpfropfung gelingt nicht. Der Baum wird im Frühjahr stark verjüngt durch Abwerfen aller oberen Astteile, nur die unteren Aststümpfe verbleiben. Daraus treiben zahlreiche Jungtriebe, die besten darunter wählt man aus und stellt sie frei. Im Sommer wird okuliert, und zwar auf die stärksten Jungtriebe und immer so tief unten wie möglich. Im nächsten Frühjahr werden die Jungtriebe auf etwa 10 cm Länge zurückgeschnitten und die Wildtriebe entfernt.

Streuobsttage 2014 - Vielfalt erleben!

Länderübergreifende Aktionstage vom 25.04. - 11.05.2014

Die ersten grenzübergreifenden Streuobsttage werden von Baden- Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen sowie weiteren Partnern unterstützt - und sind offen für alle StreuobstfreundInnen. Dezentrale Veranstaltungen sollen von verschiedensten, auch lokalen Akteuren, eigenständig organisiert werden. Eindrucksvoller Schlusspunkt ist der landesweite Streuobsttag am 10. Mai 2014 in Ludwigsburg - wie immer mit interessanten Vorträgen und der Streuobstproduktprämierung. Infos und Teilnahmemöglichkeiten: www.streuobsttage.de

Genetische Verarmung beim Apfel (Teil I)

Ein Plädoyer für die Wertwww.streuobsttage.deschätzung und züchterische Nutzung vitaler alter Sorten Von Hans-Joachim Bannier
Vor gut hundert Jahren gab es allein in Deutschland über tausend in der Literatur dokumentierte Apfelsorten. Die reale, in dieser Zeit im Anbau befindliche Sortenzahl dürfte...

Erwerbsobstbau: Inzucht statt genetische Vielfalt (Teil II)

Im Gegensatz zu der Sammlung der seit Jahrhunderten bewährten Obstsorten im Obst-Gen-Garten ist die genetische Bandbreite der heute im Markt befindlichen Züchtungen ist äußerst schmal. Praktisch sämtliche Apfelsortenaus dem Supermarkt haben z.B. entweder "Golden Delicious" oder "Jonathan" als Elternteile. Beide Stammsorten sind hoch empfindlich gegen diverse Krankheiten und Schädlinge. Nur durch intensive Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln sind Ernte und Absatz der Früchte ermöglicht. Hierzu eine kleine Auswahl:

  • Jonagold = Golden Delicious x Jonathan
  • Elstar = Golden Delicious x Ingrid Marie
  • Gala = Golden Delicious x Kidds Orange
  • Idared = Jonathan x Wagenerapfel
  • Delbar = Golden Delicious x Stark Jon Grimes
  • Pink Lady = Golden Delicious x Lady Williams
  • Mutsu = Golden Delicious x Indo
  • Rubinette = Golden Delicious x unbekannt
  • Fuji = Golden Delicious x Ralls Janet

Nach einem Artikel von Autor: Hans-Jürgen Bannier

Obstbau: Resistente Apfelsorten (Teil III)

Es gibt Apfelsorten, die benötigen von Natur aus keinen Pflanzenschutz gegen Schorf und Mehltau. Einige Neu-Züchtungen mit der Vorsilbe "Re-" haben einen pilzresistenten Kreuzungspartner (Malus floribunda) und sind zusätzlich resistent gegen Feuer- und Bakterienbrand. Bei diesen Neuzüchtungen ist die Resistenz gegen Schorf- und Mehltaupilze allerdings nicht für alle Zeiten gesichert. Da die "Resistenzeigenschaft" meist nur auf einem Gen sitzt, entschlüsseln die schlauen Schorfpilze mit der Zeitdiesen Schutz. Zuletzt geschehen bei den Sorten Ahrista, Topaz, Florina, Remo und Rewena.
Robuste alte Tafelsorten: Rote Sternrenette, Peasgoods Goldrenette, Gewürzluike, Edelborsdorfer, Bismarck-Apfel, Langtons Sondergleichen, Martini, Oberdieck Renette, Prinz Albrecht von Preußen, Strauwalds Parmäne, Berlepsch, Gascoynes Scharlachroter, Orleans-Renette, Alantapfel, Adams Parmäne.
Robuste alte Wirtschaftssorten: Börtlinger Weinapfel, Martens Sämling, Früher Viktoria, Kardinal Bea, Hibernal, Luxemburger Triumph, Seestmühler Zitronenapfel, Mit den Jahren kann sich diese Liste noch verlängern. Viele Sorten, die der AHNU in seinem Erhaltungsprojekt gepflanzt hat, hatten noch keinen Fruchtansatz. Deren Eigenschaften bedürfen noch der langjährigen Beobachtung und Auswertung.

Streuobstsorte des Jahres 2013: Paulsbirne/Michelsbirne

Der Landesverband für Obst- und Gartenbau hat eine Birne zur Streuobstsorte des Jahres 2013 in Baden-Württemberg gewählt. Die Württemberger nennen diese uralte Kochbirne "Paulsbirne" oder auch "Ochsenherzbirne". Bei uns in Nordbaden heißt diese Sorte allerdings "Michelsbirne". Auch in Bad Schönborn und der ganzen Umgebung kommt diese Birne noch in einzelnen Exemplaren vor. Allerdings sind die verbliebenen Bäume bereits weit über 150 Jahre alt und viele am Absterben. In wenigen Jahren werden diese Bäume aus unserem Auge und der Landschaft verschwunden sein. Die Michelsbirne hat eine breitausladende und der Eiche ähnlichen Kronenform und bereichert durch ihre Größe und Schönheit unsere Heimat. Der AHNU hat bereits vor einigen Jahren Edelreiser von heimischen Bäumen geschnitten und etliche Jungbäume im Obst-Gen-Garten wie auch anderen Erhaltungs-Standorten ausgepflanzt. Kochbirnen wie die "Michelsbirne", "Rübenbirne" oder der "Katzenkopf" bereicherten als Einmachfrucht früher den Speiseplan unserer Vorfahren im Winterhalbjahr. Sie waren beliebt als Hauptgericht, zusammen mit Mehlspeisen serviert oder auch als Dessertfrucht. Die Michelsbirne ist eine richtig große und ansehnliche Frucht mit schöner roter Backe. Im Herbst noch hart und ungenießbar, entwickelt sie auf dem winterlichen Lager bzw. als Einweckfrucht ab Dezember ihre einzigartigen Qualitäten. Die älteren Personen im Ort (die Omas und Opas) wissen noch, was es bedeutet Birnen "einzuwecken". Das Wissen um die Konservierung wie auch die Erfahrung um den außergewöhnlichen Genuss dieser Kochbirne sind heute fast vollständig in die Kategorie "verlorenes Kulturgut" einzuordnen - frei nach dem Motto: "Früher konnte man Landschaft noch schmecken". Die genaue Herkunft der Birne ist nicht bekannt. Im Jahre 1847 ist sie erstmals in der Literatur beschrieben worden u.a. als "Mingolsheimer Glockenbirne". Die Paulsbirne/Michelsbirne bringt hohe, regelmäßige Erträge. Baumreife ist Ende Oktober, Genussreife ab Dezember bis Ende März. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung können wir feststellen, dass die "Michelsbirne" neben der "Rübenbirne" als uralte Kultursorten die besten Einmach-, Kompott- und Dessert-Birnen unserer Heimat sind. Die "Michelsbirne" als Streuobstsorte des Jahres kann man ohne Bedenken weiter empfehlen. Wer einen solchen Baum heute für 40 Euro Kosten pflanzt, kann seinen Ur-Urenkeln noch in mehr als einhundert Jahren eine große und nachhaltige Freude bereiten.



Paulsbirne/Michelsbirne

Pflanzenschutz für den ökologischen Obst- und Beerenanbau

Die aktuelle Pflanzenschutzmittelliste für den ökologischen Obst- und Beerenanbau wurde durch Marcel Trapp, LLH Wiesbaden und der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Obstbau Rheinland-Pfalz/Hessen erstellt und laufend aktualisiert. Sie gibt wertvolle Informationen über die Zulassungssituation ökologischer Pflanzenbehandlungsmittel. Zusätzlich ist eine Liste für die im ökologischen Beerenanbau zugelassenen Pflanzenbehandlungsmittel erstellt. Beide Listen sowie weitere Informationen stehen zum Download als pdf-Datei unter www.foeko.de bereit.

Streuobstsorte des Jahres 2012

Seit dem Jahre 1998 kürt der Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.V. eine Frucht zur Streuobstsorte des Jahres. Im Jahre 2011 war dies die Birnensorte "Herzogin Elsa". Für das Jahr 2012 wurde der "Rosenapfel vom Schönbuch" auserwählt. "Wieder einmal eine schwäbische Sorte", werden die Kenner der Szene bemerken. Kein Wunder ...

Fitness, Garten und Apfelwiese

Den Artikel dazu finden sie in der Rubrik Garten und Gesundheit.

Melamundo 2011 – 6. Große Obst-Sortenschau des Kraichgaus

Auch in diesem Jahr findet am Samstag den 1.10., Sonntag, den 2.10.und Montag, den 3.10., jeweils von 11 bis 18 Uhr, bei der Baumschule Müller in Mauer (Müller´s Grüner Garten) eine Sortenschau mit Äpfeln und Birnen aus dem Streuobsterhaltungsprojekt des AHNU Bad Schönborn und des NABU Kraichgau statt. Der Obst-Gen-Garten stellt in diesem Jahr über 100 verschiedene Sorten für diese Ausstellung zur Verfügung! Der Obstexperte Eckhart Fritz von der Sortenerhaltungszentrale Baden-Württemberg bestimmt am Sonntag, von 14 - 17 Uhr, die mitgebrachten Früchte (Apfel und Birne) von Besuchern. An beiden Tagen wird auch eine Pilzausstellung mit Pilzberatung angeboten. Weitere zahlreiche Aktionen rund um den Apfel erwarten Sie, wie z.B. Saftpressen für Kinder, Obstverkauf, Produkte aus der Ölmühle und Imkerei, Drechselarbeiten und Naturseifen. Die Baumschule Müller kooperiert seit 20 Jahren mit dem AHNU Bad Schönborn, veredelt und vermehrt dankenswerterweise unsere Streuobst-Raritäten auch in kleinsten Stückzahlen. Siehe auch http://www.meinlebensraum.com

Ernte, Lagerung und Verwertung von Quitten

Die meisten Quittensorten sind zum Rohverzehr nicht geeignet und lassen sich in vollreife Zustand auch nur in begrenztem Umfang lagern. Daher stellt sich natürlich jeden Herbst die Frage: „Wann soll ich sie ernten, wie kann ich sie bevorraten und verwerten?“...

Streuobstinitiative bereits 15 Jahre aktiv

Die Streuobstinitiative im Landkreis Karlsruhe wurde im Jahre 1996 begründet. Der AHNU ist Gründungsmitglied. Die Initiative gewährt einem ausgewählten Kreis von kontrollierten Obstwiesenbesitzern einen angemessenen Aufpreis für ihr Obst. Die Premium-Säfte werden von der Streuobstinitiative (Äpfele, Birnle, Äpfele-Zwetsche, Schorle) vermarktet. Der Erlös dient dem Erhalt der Streuobstwiesen unserer Heimat. Die Saftqualität und der direkte Bezug zu unserer heimischen Kulturlandschaft im Kraichgau können als Verkaufsargument gegenüber den Billigprodukten aus weltweit gehandeltem Konzentrat überzeugen. Momentan hat die Initiative 250 Vertragspartner/Streuobstwiesenbesitzer. Mit einem Apfel-Mango-Saft wurde eine weitere Neuheit im Jahre 2010 vorgestellt. Das verwendete Mangopüree beziehen wir aus einem Fairhandelsprojekt der Organisation „Preda“ mit Kleinbauern auf den Philippinen. Bei der ZDF -Spendengala wurde kürzlich die Arbeit der Organisation vorgestellt. Mit dem Biosiegel auf unserem „Äpfele“ hoffen wir, einen weiteren Kundenkreis in der Region ansprechen zu können. Besonders dankbar sind wir unseren Mitgliedsgemeinden, die zunehmend mit dem Ausschank unserer Säfte nicht nur symbolisch die Verbundenheit zur heimischen Landschaft und zur Initiative zeigen, sondern auch zur Vermarktung beitragen. Jedes Jahr werden ca. 450 Exemplare hochstämmiger, junger Streuobstbäumchen zur Pflanzung an die Mitglieder und Kommunen abgegeben, darunter etliche regionale Raritäten aus dem Sortenbestand des Obst-Gen-Gartens.

Weitere Infos unter www.streuobstinitiative.de,

Bioaktivität von Apfelsaft und Apfelinhaltsstoffen zur Prävention von Dickdarmkrebs (Ein Bericht aus dem Max-Rubner-Institut Karlsruhe)

Dickdarmkrebs steht in Deutschland an zweiter Stelle aller Krebsneuerkrankungen. Das Dickdarmkrebsrisiko wird wesentlich durch Lebensstilfaktoren wie Ernährung und körperliche Aktivität mitbestimmt. Das Energiegleichgewicht scheint dabei eine wesentliche Rolle zu spielen. Übergewicht, hoher Alkoholkonsum und metabolische Störungen, wie sie bei Typ-2 Diabetes zu beobachten sind, erhöhen das Risiko. Dagegen können regelmäßige körperliche Aktivität, Ballaststoff-reiche Lebensmittel und möglicherweise Obst und Gemüse mit ihren sekundären Pflanzenstoffen das Risiko für Dickdarmkrebs senken. Die zugrunde liegenden vorbeugenden Mechanismen umfassen sowohl antioxidative als auch entzündungshemmende Prozesse. Ziel dieses Projektes war, den Einfluss von Apfelsaft auf solche Prozesse zu untersuchen, die einen direkten Einfluss auf die Entstehung sowie die Entwicklung von Dickdarmkrebs haben. Der Aspekt der Adipositas-bedingten und Diabetes mellitus Typ 2-assoziierten Risikofaktoren der Krebsentstehung wurde im Tiermodell und beim Menschen untersucht. Durch ein besseres Verständnis der beeinflussbaren Lebensstil-assoziierten Mechanismen können fundierte Empfehlungen für die Prävention von Dickdarmkrebs abgeleitet werden. In einem Tiermodell der mittels 1,2-Dimethylhydrazin selektiv induzierten Dickdarmkrebsentstehung wurden die Effekte von Apfelsaft (naturtrüb oder klar) sowie Apfelsaftfraktionen (Trubstoffe, Polyphenole) auf verschiedene für die Krebsentstehung relevante Biomarker untersucht. Die Ergebnisse der Studien zeigen eindeutig, dass in erster Linie die Intervention mit trübem Apfelsaft, nicht jedoch mit dem klaren Apfelsaft, genotoxische Schäden am Dickdarmepithel, die Hyperproliferation des Epithels sowie die Größe und Häufigkeit von Krebsvorstufen im Dickdarm reduziert. Während der naturtrübe Apfelsaft diese Bioaktivität zeigt, können die einzelnen Komponenten von trübem Apfelsaft, Trubstoff und Polyphenole, die beobachteten Effekte nicht erklären. Im weiteren Verlauf des Projektes wurde ein Tiermodell in der adipösen Zucker-Ratte etabliert und charakterisiert. In diesem Modell führen Adipositas-assoziierte metabolische Risikofaktoren zu einer Verstärkung verschiedener Parameter der Kolonkarzinogenese. Im Rahmen der Charakterisierung dieses Tiermodells konnte gezeigt werden, dass sowohl der adipöse Genotyp als auch die Energieaufnahme wesentlichen Einfluss auf die Krebsentstehung im Dickdarm der Zucker-Ratte haben. In diesem Tiermodell ist der Einfluss der Adipositas-assoziierten Faktoren auf die Krebsentstehung so stark ausgeprägt, dass eine gewisse krebspräventive Wirkung durch Apfelsaft nur bei dünnen Tieren, nicht jedoch bei dicken Tieren zu beobachten war. Schließlich wurde in zwei humanen Interventionsstudien die Wirkung des trüben Apfelsaftes im Vergleich zu einem isokalorischen Kontrollgetränk auf das Adipositas-assoziierte Dickdarmkrebsrisiko anhand zahlreicher Parameter des Fett und Glukosestoffwechsels sowie der Adipokin-Plasmakonzentrationen bei adipösen Männern (BMI = 27 kg/m2) und bei Typ 2 Diabetikern untersucht. Der Verzehr von trübem Apfelsaft im Vergleich zum Kontrollgetränk schützt vor genotoxischen Schäden in Blutlymphozyten der Adipösen. Andere Parameter blieben unbeeinflusst. Auch bei den Diabetikern wurde dieser antigenotoxische Effekt in den Blutlymphozyten beobachtet. Darüber hinaus war die Blutzuckerverwertung bei den Diabetikern durch naturtrüben Apfelsaft nachweislich verbessert. Fazit: Diese Ergebnisse zeigen, dass der naturtrübe Apfelsaft dem klaren Apfelsaft bezüglich Krebs-präventiver Eigenschaften überlegen ist. Allerdings wurde bei den Tierstudien auch deutlich, dass Faktoren der Energiehomöostase dominant gegenüber den protektiven Faktoren des trüben Apfelsaftes sein können. Hingegen reduzierte in der Humanstudie der Verzehr von trübem Apfelsaft das Ausmaß von genotoxischen Schäden in Blutlymphozyten, was als Hinweis auf ein krebspräventives Potential beim Menschen interpretiert werden kann. Darüber hinaus verbesserte sich die Glukosetoleranz bei Diabetikern.

Frau Obama und der alte Mostapfel

Michelle Obama, die Frau des Präsidenten der USA pflegt ihre Haut mit einem Extrakt aus dem „Uttwiler Spätlauber, einer seltenen alten Mostapfelsorte aus der Schweiz. Was sich auf den ersten Blick wie ein Aprilscherz liest, ist aber in Wirklichkeit ein boomender Marketingartikel der amerikanischen Kosmetikindustrie. Findige Experten haben aus der Haut der extrem lange lagerbaren Äpfel ein exquisites Produkt entwickelt, das sie als Wundermittel gegen die Hautalterung preisen. Die saure Apfelsorte, die sonst kaum jemand kennt, prangt sogar auf dem Titelblatt der Modezeitschrift „Vogue“. Alte Mostapfelsorten weisen tatsächlich eine hohe Anzahl phenolischer und anderer Verbindungen auf, die einen positiven Einfluss auf die menschliche Gesundheit und anscheinend auch auf die Hautalterung aufweisen. Aus dem Obst-Gen-Garten hätten wir da so manche Sorte für die deutsche Kosmetik-Industrie anzubieten!

Info zu Feuerbrand und was Behörden und Agrarchemie verschweigen

Feuerbrand ist eine gefährliche Bakterienerkrankung, die sich besonders im intensiven Anbau von Apfel- und Birnenplantagen als schädlich erweisen kann. Im Streuobstanbau ist die Krankheit fast unbekannt. Wieso? Die in den Blüten natürlich vorkommenden Hefepilze zerstören...

Streuobstsorte des Jahres für 2010 ist die Apfelsorte „Kleiner Fleiner“

Seit dem Jahre 1998 besteht die Aktion „Streuobstsorte des Jahres“. Das entscheidende Gremium bildet die AG Streuobst des Landesverbandes für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.V. (LOGL).In diesem Jahr wurde die Sorte „Kleiner Fleiner“ auserwählt. Der “Kleine Fleiner“ ist eine inzwischenselten gewordene Sorte aus der Gruppe der Fleiner. Die Herkunft (Mitte 18. Jh.) ist nicht genau geklärt, allerdings besteht eine Verwandtschaft zum „gewöhnlichen“.

Fleiner, der ursprünglich aus Flein bei Heilbronn stammt

Der Kleine Fleiner ist eine typische Sorte für den Streuobstanbau. Er ist sehr fruchtbar und neigt wenig zur Alternanz. Die Blüte setzt früh ein und ist etwas frostanfällig. Die Sorte wird ab Oktober geerntet und ist Anfang Dezember bis Februar genussreif. Der Kleine Fleiner ist ein ausgezeichneter Saft- und Mostapfel, eignet sich zum Backen und zur Kompottherstellung und wurde früher auch als Tafelapfel verwendet. Die Frucht ist klein bis mittelgroß und kegelförmig. Die Schale ist sehr fein, glatt, matt glänzend, hellgrün, ins weißgelbe übergehend, wachsartig und auf der Sonnenseite oft verwaschen hellrot, wenig Lentizellen, oft warzig. Das Fruchtfleisch ist weiß, fest, süß und saftig, etwas weinsäuerlich. Der Baum ist anfangs stark wachsend und bildet eine hochgewölbte, rundliche Krone aus, die sich wegen der hohen Fruchtbarkeit später eher hängend präsentiert. Ob es noch Alt-Bäume vom Fleiner auf Bad Schönborner Gemarkung gibt, ist uns nicht bekannt. Im zentralen Kraichgau sind uns allerdings einige übervolle und bis zum Boden herab hängende Alt-Exemplare mit den kleinen knallgelben Äpfeln begegnet. Im Sortenerhaltungsprogramm des AHNU befinden sich bereits zwei Verwandte aus der Fleiner-Familie: der Königsfleiner und der Grüne Fleiner. Von der jetzt gekürten Streuobstsorte des Jahres 2010 haben wir bereits im Winter 2008/09 Edelreiser in der Baumschule Müller in Mauer vermehren lassen. Zwei Bäume stehen noch im „Einschlag“ und werden bei der nächsten Pflanzaktion im Obst-Gen-Garten und einem zweiten Standort ausgebracht.

Eine Beschreibung dieser Apfelsorte finden sie auch hier.

2010 Jahr der Biologischen Vielfalt in Bad Schönborn

Die Rats- und Regierungschefs der EU hatten 2001 in Göteborg beschlossen, den dramatischen Artenschwund bis 2010 zu stoppen. Dieses Ziel hat die gesamte EU und leider auch Baden-Württemberg weit verfehlt. Die UN hat eine weltweite Kampagne ausgerufen: das Internationale Jahr der Biodiversität. Der AHNU Bad Schönborn wird eigene Vorschläge erarbeiten und einbringen, wie die Biologische Vielfalt auf Gemarkung Bad Schönborn und der Umgebung so gut wie möglich geschützt und damit auch für unsere Kinder und Enkel bewahrt werden kann. Der Klimawandel und geplante Großprojekte (Umgehungsstraße) stellen uns dabei vor besondere Herausforderungen – auch hinsichtlich dem Schutz und der notwendigen Vernetzung artenreicher Lebensräume und jahrhunderte alter Kulturlandschaften.

Streuobst und Biodiversität

Streuobstwiesen gehören zu den „Juwelen“ der Biodiversität. Sie sind u.a. allein in Deutschland Lebensraum für über 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie mit über 3.000 Obstsorten auch ein besonders wertvolles Reservoir genetischer Vielfalt. Vergleichbar anderen wirtschaftlichen Landnutzungen wie den Dehesas der iberischen Halbinsel oder den Olivenhainen Südeuropas stellen sie wichtige Rückzugslebensräume für gefährdete Arten in der intensiv genutzten Kulturlandschaft dar. Das Fortbestehen ist aufgrund der bekannten Ursachen (Bebauung, Nutzungsaufgabe, Freizeitverhalten) gefährdet, so dass dringender Handlungsbedarf für neue Konzepte auch in Bad Schönborn gegeben ist. „Anbau und Pflege von Streuobst ist eine Kunst, die Landschaft der Heimat unter Berücksichtigung ökologischer Maßstäbe und sozialer Forderungen so zu gestalten, dass dabei Landschaftsbilder entstehen, von denen man schlicht sagen kann, dass sie der Mensch als schön empfindet“ (Dr. Walter Kolb, Leitender Landwirtschaftsdirektor der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim). In der Monotonie großer zusammenhängender Siedlungs- oder Ackerflächen verstärken sich Orientierungslosigkeit und der Mangel an Raumbildung gegenseitig. Solche Räume werden als kalt, fremd, abweisend empfunden. Selbst wenige markante Einzelbäume und kleine Feldgehölze führen schon zu merklichen Verbesserungen. Unsere einheimische Bewohnerschaft wie auch die Kurgäste haben ein Bedürfnis nach Erlebnisqualität in der Landschaft. Je intakter der Naturraum, desto stärker auch die Identifikation zur Landschaft. Diese Bindung kann man auch als „Heimatgefühl“ bezeichnen. Landschaften, in denen dies gelingt, binden nicht nur die dort auf Dauer lebende Einwohnerschaft, sondern sind auch maßgeblich an dem Phänomen beteiligt, das dazu führt, dass die Gäste und Besucher immer wieder das Bedürfnis haben, solche Naturräume aufzusuchen. Ein Faktor, der gerade für unseren Fremdenverkehr von besonderer Bedeutung sein dürfte, aber noch viel zu wenig Beachtung findet. Ästhetische Aspekte der Landschaft sind also nicht allein mit ökologischen Maßstäben isoliert zu betrachten, es wird Zeit, dass endlich auch der enge Bezug und die Bedeutung sowohl der sozialen wie auch der wirtschaftlichen Faktoren eine größere Wertschätzung und Anerkennung finden. Der Erhaltung und Förderung der noch vorhandenen Streuobstwiesen und der die Landschaft des vorderen Kraichgaus prägenden, mächtigen Mostbirnen- und Walnussbäume kommt dabei eine besonders nachhaltige Bedeutung zu.

Finden Sie hier: "Alte Obstsorten des Kraichgaus"


Streuobstwiesen in Baden-Württemberg

Ergebnisse der Streuobsterhebung veröffentlicht

Demnach ist der Streuobstbestand von 18 Mio. 1965 auf 9,3 Mio Bäume im Jahr 2005 zurückgegangen. Die auf eine Laserscanbefliegung basierende Erhebung ermittelte auch die Obstarten, das ungefähre Alter und den Pflegezustand der Bestände. In einem Schreiben hat der LNV das MLR aufgefordert, die detaillierten Ergebnisse öffentlich zugänglich zu machen. Immer noch steht bundesweit jeder zweite Streuobstbaum in Baden- Württemberg - die Verantwortung des Landes für eines der artenreichsten Ökosysteme Europas mit rd. 5.000 Tier und Pflanzenarten ist deshalb immens.
Quelle: http://www.lnv-bw.de/presse_archiv/pr091123-streuobst.pdf.

Das Heft „Streuobstbestände in Baden-Württemberg – Daten Handlungsfelder, Maßnahmen, Förderung“ finden Sie hier: http://www.lnv-bw.de/nl09-12/StreuobstbroschuereBW.pdf.


   

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